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Planungsphase – Themenfindung & Planung

Am Anfang einer jeden wissenschaftlichen Arbeit steht die Identifikation des Themenfeldes (z. B.: Literatur der Romantik.) Ebenso das Festlegen einer spezifizierten Fragestellung (z. B.: Inwiefern spiegeln sich die dichterischen Prinzipien der Romantik in Heines ‚Buch der Lieder‘?)

Das Themenfeld ergibt sich meist aus einem Modul, einem Seminar oder knüpft an die Fragestellung einer Hausarbeit an. Wenn Sie Schwierigkeiten haben, ein Themenfeld einzugrenzen und auf eine Fragestellung zu reduzieren, versuchen Sie es mit:

  • Zeitlicher Eingrenzung (Amartya Sens Thesen zur Verteilungsgerechtigkeit aus den Jahren x-y)
  • Räumlicher Eingrenzung (Die Rezeption und Diskussion von Sens Thesen zur Verteilungsgerechtigkeit in Österreich)
  • Darstellung bzw. Untersuchung anhand von konkreten Einzelfällen, Organisationen oder Beispielen (so etwa: Die Auswirkungen der Währungsreform 1948 in West-Deutschland auf das Münchner Unternehmen xy; oder: Die Effektivität von Weiterbildungsmaßnahmen für Langzeitarbeitslose durch die Organisation SOS-Kinderdorf)
  • Verringern Sie z. B. Gesellschaften auf einzelne Personenkreise oder Schichten (nach Alter, Beruf, Geschlecht, Kundenstamm, Zielgruppe, Nationalität, Region, Religion, Bildungsgrad etc.)
  • Spezialisieren Sie sich auf ein Teilgebiet Ihres Fachs.
  • Konzentrieren Sie sich auf einen bestimmten Quellentyp (Interviews, Statistiken, Umfragen, Geschäftsberichte etc.)
  • Sie reduzieren das Themengebiet auf einen Teilaspekt; also nicht: „Die ökonomische Theorie Amartya Sens“, sondern z. B. „Amartya Sens Vorstellung von Verteilungsgerechtigkeit in seinem Text xy“).
  • Sie stellen Bezüge bzw. Vergleiche her (z. B.: Der Begriff der Freiheit bei Adam Smith und Amartya Sen).

Schreibt Ihre Prüferin oder Ihr Prüfer eine bestimmte Fragestellung vor, hat dies Vor- und Nachteile:

  • Vorteil: Sie brauchen sich über die Fragestellung nicht mehr den Kopf zu zerbrechen und können hierbei auch keine Fehler machen.
  • Nachteile: Sie haben nicht die Möglichkeit, Ihren eigenen Interessen zu folgen und können auch nicht schon durch das Entwickeln einer angemessenen Fragestellung erste Pluspunkte sammeln.

Die Fragestellung selbst entwickeln

Um die Fragestellung zu finden, müssen Sie im Blick haben …

  • … welche anschließenden Forschungsfragen sich aus dem Stand der Wissenschaft ergeben.
  • … welche Fragen angesichts aktueller Diskussionen und Ereignisse relevant sind (etwa angesichts der Energiewende, der Eurokrise, der Bankenkrise, der demografischen Entwicklung etc.)
  • … welche Fragestellungen ihren Kompetenzen, ihrem Vorwissen und ihren Interessen entsprechen.

Auch in anderen Berufen muss man planen: Ein Journalist sollte nicht nur Artikel schreiben können, sondern auch fähig sein, dem Chefredakteur oder Verleger sein Vorhaben mit einer Projektskizze schmackhaft zu machen. Ein Spezialist für Marketing muss sogar ganze Kampagnen planen. Es gilt also: Fragestellung und Projektplanung gehören unbedingt zu den im Studium erworbenen Kompetenzen mit dazu! Dies übt man, indem man die eigene Abschlussarbeit plant.

Ein Beispiel: Wenn ein Referat im Seminar um die Frage kreist, wie der Zusammenhang zwischen Arbeitslosigkeit und Konsum im Hamburg der Weimarer Republik aussieht, dann nehmen Sie sich doch einfach eine aktuelle Untersuchung zur gleichen Frage vor! Oder weiten Sie die Untersuchung auf ganz Deutschland aus, oder vergleichen Sie Hamburg mit Berlin! Haben Sie eine erfolgreiche Hausarbeit zum Thema x verfasst, vergleichen Sie nun x mit y oder verschiedene Länder, Unternehmen, wirtschaftliche Paradigmen in Bezug auf x!


Thema und Fragestellung: zur Unterscheidung

Thema und Fragestellung sind nicht dasselbe. Ein Thema oder ein Themengebiet ist weiter gefasst, als es dann die Frage ist, und ist zuerst da. Die Fragestellung präzisiert den thematischen Bereich. Sie stellt den eigentlichen Arbeitsauftrag dar, während das Thema lediglich die Verwurzelung in einem bestimmten Wissensgebiet angibt.

Auch über die Methode sollte man sich Gedanken machen. Natürlich dürfen Sie Methodenaspekte anderer Forscher neu kombinieren und im Grunde sogar eine völlig neue Methode entwickeln (wenn Sie sich das zutrauen!), aber es ist ratsam, hierfür auf das bewährte Methodenspektrum des Fachs zurückgreifen. Besonders beliebt sind interdisziplinäre Ansätze. Man spricht inzwischen sogar von der Transdisziplinarität, wenn eine Arbeit so umfassend angelegt ist, dass Fachgrenzen wie von Zauberhand aufweichen. Auch gilt es, ein konkretes Ziel anzuvisieren:

  • Wo will man mit der Arbeit hin?
  • Welcher Erkenntnisgewinn mit welchen Konsequenzen soll am Ende stehen?

Vom Thema zur Fragestellung

Das Suchen einer Fragestellung sollte sich niemals gestalten wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Entscheiden Sie sich stattdessen für ein Themengebiet, dass sie fasziniert. Dann „brechen“ Sie dieses Themengebiet im Verlaufe ihres Denkprozesses immer weiter herunter, verkleinern es und schreiten vom Allgemeinen zum Besonderen. ‚Die deutsche Wirtschaft‘ ist mit Sicherheit keine Fragestellung, sondern ein sehr weites Themenfeld! Verkleinern Sie dieses Themenfeld, bis eine realistische Fragestellung übrig ist.

Hier bietet es sich an, andere vergleichbare Abschlussarbeiten abzuschauen, die inzwischen in fast jeder Universitätsbibliothek archiviert werden. Beachtenswert ist auch, dass die Fragestellung, die in umformulierter Form einem Arbeitstitel gleich kommt, genau den Inhalt und das Ziel der Arbeit zusammenfassen muss. Ist dies nicht der Fall, liegen Sie mit Sicherheit falsch! Viele Studierende legen ihre Fragestellung zu umfangreich an. Nehmen wir als Beispiel den Bereich Wirtschaft. Sie interessieren sich für den internationalen Handel? Sie haben eine Veranstaltung bei einem guten Dozenten mit entsprechender Thematik besucht? Genau hinschauen: „Der internationale Handel“ ist ein sehr umfangreiches Themenfeld.

Wenn man auf der Basis dieses Themengebiets eine Fragestellung kreieren will, muss man dieses Themengebiet auf einen Teilaspekt (erheblich) reduzieren. Fragen Sie sich selbst: Was im Themenfeld internationaler Handel interessiert mich? Haben Sie vielleicht einen Schüleraustausch in den Kanada gemacht? Beherrschen Sie die Sprache und kennen Sie sich mit diesem Wirtschaftsraum aus? Gab es vielleicht noch eine weitere Veranstaltung zur Wirtschaftsstruktur Kanadas, und verfügen Sie über einen soliden Einblick? Dann beginnt sich die Fragestellung weiter abzuzeichnen: „Die Rolle Kanadas im internationalen Handel“. Hier ist aber immer noch eine Vielzahl von Unternehmen zu besprechen, mit Kontakten in alle Welt. Auch die gesamte Wirtschaftspolitik ist relevant und vieles mehr.

Da sind die Finanzmärkte, das produzierenden Unternehmen, die Kulturschaffenden, die Dienstleister, die Computer- und Softwareindustrie, Mode, Gastronomie und so weiter. Verkleinern Sie Ihr Thema! Sie interessieren sich für Social Media? Sie sind auf Facebook immer dabei, um mit Ihren Schulfreunden in Kontakt zu bleiben? Dann ergibt sich folgendes Thema: „Das Internet und Kanada im internationalen Handel.“ Oder „Die Neuen Medien und Kanada im internationalen Handel“. Jetzt noch ein Wort zur konkreten Fragestellung. Was an diesem Thema interessiert sie eigentlich? Die Geschichte des Themas, die Gegenwart, die Zukunft? Einigen wir uns auf: „Das Internet und Kanada im internationalen Handel: Welche Entwicklungen finden gegenwärtig statt und welche Herausforderungen ergeben sich daraus?“). Bevor Sie Ihr Thema und Ihre Fragestellung mit Ihrem Dozenten absprechen, sollten Sie folgende Fragen beantwortet haben:

  • Lässt sich die gewählte Fragestellung mit meinen Ressourcen in der erforderlichen Zeit bewältigen?
  • Findet sich in meiner Universitätsbibliothek (einschließlich Fernleihe etc.) zur rechten Zeit entsprechend Fachliteratur?
  • Wie viel Zeit habe ich?
  • Quellenbeschaffung? Wie, in welchem Zeitraum, zu welchen Kosten?
  • Bei Archivrecherche: Wie erreiche ich das Archiv? Öffnungszeiten? Ansprechpartner? Kompetente Leute vor Ort, die mir bei der Suche helfen können?
  • Entspricht die Fragestellung dem anvisierten Umfang / Anspruch der Arbeit?
  • Kenne ich mich mit dem Themengebiet aus? (Seminare? Auslandsaufenthalte? Freizeitaktivitäten? Fortbildungen? Eigene Erfahrungen? Berufsausbildung? Sprachkenntnisse?)
  • Eventuell: Welche Erkenntnisse zum Themengebiet gibt es noch nicht? (Wissenschaftliche Innovation)

Wer sich fragt, woher man eine Anregung für die Fragestellung nehmen soll, kann sich an folgenden Aspekten orientieren:

  • Wenden Sie einfach eine neue Methode auf ein altbekanntes Thema an.
  • Manchmal werden in wissenschaftlichen Publikationen Hinweise gegeben.
  • Das Gleiche gilt für Abschlussarbeiten, Dissertationen und Fachzeitschriften.
  • Sind bestimmte empirische Untersuchungen o. ä. schon recht alt?
  • Homepages von Dozierenden, Professoren, Forschungsinstituten, Archiven, Bibliotheken, Interessenverbänden etc. geben Hinweise.
  • Goggeln Sie Ihr Thema.
  • Auch die Berichterstattung und der qualitativ hochwertige Journalismus werfen neue Fragen auf.
  • Achten Sie auf Tipps in Seminaren.
Das Wichtigste auf einen Blick:

  • Am Anfang steht die Entscheidung für ein Themenfeld, dann die genaue Festlegung der Fragestellung.
  • Bedenken Sie dabei das Ziel der Arbeit: Welcher Erkenntnisgewinn soll am Ende stehen?
  • Meist erhalten Sie in Seminaren bereits wertvolle Hinweise zu möglichen Fragestellungen, ansonsten müssen Sie wissenschaftliche Publikationen oder Experten konsultieren oder sich bei Forschungsinstituten oder Bibliotheken und Archiven erkundigen.

 

Artikelserie „wissenschaftliches Arbeiten“ – hier geht’s weiter:

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